Die hat doch nicht mehr alle Tässchen im Schrank [alternative Monatshygiene]

Edit: ein paar von euch haben nachgefragt und auch, wenn ich in den nächsten 35 Wochen keinen Bedarf habe, möchte ich meine Erfahrungen teilen.

 

Mittlerweile ist der Cup als Alternative zu o.B.s und Co. in der „Ökoecke“ durchaus nicht unbekannt- trotzdem möchte ich euch hier von meinen Erfahrungen berichten. Ich bin nun seit etwas mehr als 2 Jahren begeisterte Nutzerin, was mich ja noch zu den Jungspunden im Tässchen-Club macht. Etwas anderes kommt mir nicht mehr in – äheeeem ins Haus ^^.

Achtung: dieser Beitrag enthält ein paar nette, unschönen Details über “Down South”-absolut unblutig versteht sich. Ich bin ja nicht Gräfin Menstrua :-D. Um alternative Monatshygiene zu beschreiben, muss und werde ich ins Detail gehen- consider yourself warned! 😀😀😀

Mein aktueller „Fuhrpark“ besteht aus der Lunette 2, LadyCup L, Luv ur Body L und diversen Stoffbinden. Damit habe ich jeweils ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht- fühlt euch frei, eure eigenen Erfahrungen als Kommentar zu teilen.

Das erste Mal von Cups gehört habe ich bereits vor Bubes Geburt- und ich muss zugeben, dass mir das trotz Baumknutscherei ganz schön suspekt war. Eine Tasse aus medizinischem Silikon, die das Menstruationsblut auffängt und dann ausgewaschen werden kann? In Gedanken sah ich mich als Göttin des Gemetzels in einem Badezimmer stehen, welches jedem Dexter Tatort locker Konkurrenz machen konnte. Durch zwei Linien, die die Welt bedeuten war klar, dass ich erstmal mindestens 40 Wochen keinen Bedarf an Frauenhygieneprodukten jedweder Art hatte und so drängte ich Cups geschickt an die Seite.

Ich blieb lange „verschont“, aber mit abnehmendem Stillabstand kamen meine Mondtage denn doch zurück. Super. Ganz toll. Schon im ersten Zyklus merkte ich: Tampons und ich, huiuiuiui, es ist kompliziert. Ich beschloss, eine Trennung in Freundschaft sei wohl das Beste. Zweiter Zyklus und Binden. Ich bin nicht der Bindentyp. Es gibt Frauen, die können das. Ich gehöre einfach nicht dazu. Ich erinnerte mich an den Cup, mein Kopf fand das plötzlich gar nicht mehr so seltsam (zumindest nicht seltsamer, als mit juckendem Schritt zum Kopierraum auf der Arbeit zu watscheln- danke Candida!) und meine Finger klicken ja eh recht schnell auf „Möchten Sie zahlungspflichtig bestellen?“.

Ich packe also begeistert meine Tässchen, die Lunette 2, aus, die nächste Mens kündigte sich bereits an, und- nun ja. Ich hatte mit Tässchen gerechnet. Diminutiv. *chen. Naiv wie ich war dachte ich etwa an einen Tampon der Stärke „Super Plus“. Was ich bekam war deutlich größer.

Wie funktioniert das denn nun? Eigentlich ganz einfach: die Tasse ist ein Auffangbehälter aus weichem Material, meist medizinisches Silikon. Sie wird gefaltet, in die Vagina eingeführt und muss sich dort „entfalten“, also „aufploppen“, damit sich ein Vakuum bildet. Das Vakuum und die Beckenbodenmuskulatur halten das Tässchen da, wo es hingehört, während das Blut gesammelt wird. Durch Zusammendrücken der Tasse lässt sich das Vakuum lösen und man kann sie einfach entfernen. Auswaschen, wieder einsetzen, fertig ab ist die Kiste. Man kann damit alles machen, was man mit einem Tampon auch kann, inklusive Schwimmen, Sauna und Sport. Es wird mehrfach explizit darauf hingewiesen, dass man mit der Tasse keinen Verkehr haben darf.

Es hat bei mir etwa 3 Zyklen gedauert, in denen ich ein „Backup“ aus Stoffbinden brauchte- danach gab es nur noch Probleme mit der „richtigen“ Größe. Es hilft unterschiedliche Falttechniken auszutesten. Ich stelle euch „meine“ Modelle gleich einmal im direkten Vergleich vor.

Ich war ja zu Anfang auch skeptisch und habe daher einmal versucht die häufigsten Vorurteile und Argumente gegen einen Cup zu Beantworten.

Argument: ich habe keine Zeit/Mens Cups sind zu aufwendig

Gefühlte 200 Mal gehört 😏. Ich brauche nicht länger, als mit Tampons und aufwendig ist es für mich auch nicht, da ich meinen Cup morgens und abends unter der Dusche entferne, auswasche und wieder einsetze. Dafür liegt eine milde Babyseife und ein Interdental-Bürstchen in der Dusche. Mit dem Bürstchen reinige ich die Löcher der Menstruationstasse- dabei fällt leider noch etwas Müll an. Man bekommt sie auch mit einem starken Wasserstrahl sauber. Wechselt man die Tasse auf der Toilette dauert das Entfernen und Säubern sicher einen kurzen Moment länger, als nur in Papier einwickeln und wegwerfen. Aber auch das hält sich in Grezen.

Argument: Der Tragekomfort! Die ist so groß, die merkt man bestimmt…

Nein. Einfach Antwort. Wenn ihr euren Cup merkt, dann ist er zu groß oder zu hart und ihr braucht ein anderes Modell. Die Auswahl des Cups richtet sich unter anderem danach, wo sich euer Muttermund bei der Menstruation befindet. Je tiefer er in die Scheide hinein ragt, desto weniger Platz nach oben habt ihr. Aber auch hier: wenn ich einen natürlichen Zyklus habe, dann liegt mein Muttermund sehr tief- er steckt dann einfach in der Tasse und ich merke auch nichts. Ihr müsst dann besonders aufpassen, dass ihr die Tasse nicht am Muttermund vorbei schiebt- sonst lauft ihr aus 😀😉 eine gute und kostenlose Beratung findet ihr in diversen Facebook Gruppen!

Argument: das ist sooo teuer!

Meine Lunette hat keine 30€ gekostet. Pro Menstag brauchte ich mindestens 4 Tampons, aber eher 6- das ist auch der Durchschnitt im Freundekreis, das macht etwa 30 Stück pro Mens. Eine Packung Tampons kostet etwa 2,70€ für 32 Stück (wenn man nicht teuren nimmt, sonst mehr!). Wenn man nun großzügig ist und eine Packung pro Mens rechnet, ist man in 10 Monaten bei 27 €- das ist etwa so viel, wie ich für meine Lunette (ohne Schnickschnack) bezahlt habe. Die Lunette kann man mehrere Jahre nutzen, ich habe von einem Durchschnitt von 4 Jahren gelesen. Also, teuer? 😉

Argument: das ist doch ekelhaft!

Naja- persönliches Empfinden kann man schlecht wegargumentieren. Tatsache ist: man kommt mehr in Kontakt mit seinem Menstruationsblut, mit Schleim und Koageln. Sie werden eben nicht aufgesaugt und dann einfach entsorgt. Man muss sich um die Entsorgung und Reinigung kümmern. Man muss sich auch mehr mit seinem Zyklus und den körperlichen Veränderungen auseinander setzen, ganz klar. Ihr solltet wissen, wo euer Muttermund ist, wie er sich anfühlt, was sich verändert, zumindest um das passende Modell zu finden. Ich persönlich fand das am Anfang befremdlich, aber nie ekelhaft. Ich habe aber auch lange mit Sensiplan verhütet und bin daher so oder so aufgeschlossen, was meine Körperflüssigkeiten angeht.

Argument: und unterwegs?

Zugegeben- das ist ätzend. Ich habe nun eine etwas größere Tasse und komme nur selten in die Verdrückung, woanders als Daheim wechseln zu müssen. Eine Alternative ist eine Tasse zum Wechseln dabei zu haben. Feuchttücher und Wasserflasche haben sich auch als sehr nützlich erwiesen, ebenso ein Tassentuch, auf dem ihr die Tasse kurz ablegen könnt. Oft reicht auch ein einfaches auswischen mit Toilettenpapier. Im Notfall könnt ihr eure Tasse auch mit Urin reinigen- klingt eklig, aber Urin kommt fast steril raus…

To put it in a nutshell:
Ich liebe meine Menstassen. Durch das Reinigen, Entfernen und Einsetzen in der Dusche habe ich im Grunde gar keine Sauerei, wird ja alles weggeduscht. Ich koche meinen Cup am Anfang der Mens einmal aus, reinige ihn dann nur mit Wasser und Seife, am Ende der Mens lege ich ihn in Gebissreiniger (mein Cup hat keine Farbe, das hilft gegen Verfärbungen). Ich koche ihn nicht am Ende wie empfohlen aus, irgendwie erschließt sich mir der Sinn nicht so ganz, da er gründlich gereinigt wird, in Gebissreiniger eingelegt etc.- manchmal vergesse ich ihn ehrlich gesagt auch in der Dusche, wenn er hinter große Shampooflaschen rutscht. Bisher hat er das gut mitgemacht und bevor die Blutung losgeht reinige ich ihn gründlich. Ich kenne auch Frauen, die ihn einfach in die Spülmaschine oder Waschmaschine stecken.

Tipp: Wenn ihr eure Tasse vor dem Auskochen in einen Schneebesen steckt, riskiert ihr nicht, dass er auf dem heißen Topfboden schmilzt und bekommt ihn ohne Verbrühung aus dem Topf.

Das Tässchen-Origami:

Die C-Faltung: 

 

Eine Art “Push Down”: dafür drückt ihr den oberen Tassenrand an einer beliebigen Stelle nach unten und rollt die Tasse ein. Sehr schwer zu beschreiben, aber es gibt ganz tolle YouTube Videos!

 

 

Nichtszubereuens ultimativer Tässchen-Test:

Anmerkung: ich vergleiche hier nur die Lunette und Lady Cup L. Die Luv ur Body ist keine geeignete Tasse für mich, daher kann ich nicht viel dazu sagen. Auch fehlt bei allen meinen Tassen der Stiel.

Die Umverpackung:

Lunette 2:

Hübsch eingepackt und mit einem kleinen Satin Beutel. Ansonsten ist die Verpackung eher schlicht gehalten. Gefällt mir sehr.

Lunette 2 Lunette 1.jpg

Lady Cup L:

 

Die Lady Cup hat sehr lustige “intructions” auf der Seite – das empfand ich als sehr auflockernd. Auch die Lady Cup hat einen mehr als großzügigen Beutel aus Baumwolle dabei. In den passen sogar beide Tässchen rein!

Die Größe der Tässchen:

Die Lady Cup ist marginal größer – am ehesten fällt dies am Umfang auf.

 

Beachtet die “Stippser” auf dem oberen Bild nicht, die sind noch von der alten Kamera 🙂

Der Tragekomfort:

Ich persönlich mag beide Tassen sehr gern. Die Lady Cup L trage ich ein bisschen lieber, da sie einen Ticken größer ist – sie ist insgesamt wenige Millimeter länger und das Volumen ist etwas größer. Sie könnte noch mehr Flüssigkeit aufnehmen, wenn sie denn die Löcher nicht so doof angeordnet hätte, dies ist ein klares Minus.

Lady 1

Sie ist auch etwas weicher und entfaltet sich daher schwerer. Dies fiel mir mit der Lunette leichter. Wenn man dann aber den Dreh raus hat, dann kann man sie auch bei einer stärkeren Blutung tragen, ohne wechseln zu müssen.

Ein weiterer Nachteil der Lady Cup (oder Vorteil der Lunette, wie man es nimmt) ist, dass sie sich schwerer entfernen lässt. Sie hat unten so ganz ebene Noppen, statt wie die Lunette Rillen, so dass das schon eine ganz schöne Fummelei ist,

Lunette oder Lady Cup?

Wenn ihr euch nur eine leisten wollt und gänzlich ungeübt seid, würde ich zur Lunette tendieren. Damit habt ihr ein ziemliches “allround” Paket. Mir hat sie über kurz oder lang an meinen Tagen mit starker Blutung nicht ausgereicht, wenn ich länger (>4Stunden) keine Chance hatte daheim in Ruhe zu wechseln.

Beide haben Vor- und Nachteile.

Lunette +

  • Für die meisten Frauen mit nicht zu heftiger Blutung geeignet
  • Angenehme Größe
  • Dicker oberer Rand, den man leicht “entlang fahren” kann, um zu fühlen, ob sich ein Vakuum gebildet hat
  • Unten Rillen, man kann leicht das Ende ertasten

Lunette –

  • Etwas zu kleines Volumen für wirklich heftige Tage
  • “Durchsichtige” verfärben schneller, als andere Menstassen (Achtung subjektives Empfinden)

Lady Cup L +

  • Material ist weich und angenehm zu tragen
  • Hält auch recht heftiger Blutung stand
  • Rand oben dick genug um gut daran entlang zu fahren
  • Etwas günstiger als Lunette

Lady Cup L –

  • Löcher sind doof platziert und verhindern so, dass das komplette Volumen genutzt werden kann
  • Durch die Weichheit “ploppt” sie nicht so gut, das erfordert aber lediglich etwas Übung
  • Durch die Noppen unten nicht so leicht zu Ertasten
  • Stiel ist hohl (also nicht erschrecken)

 

Frohes Menstruieren allerseits 😀

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