Von der KiTa, Linzer-Keks-Ausstechern und dem Loslassen

Nun ist es also seit fast vier Wochen amtlich- der Bursche ist ein KiTa Kind. Richtig echt, mit KiTa-Tasche, Brotbox und jeden Tag pünktlich hinbringen.

In seiner Gruppe gibt es eine weibliche Erzieherin (EW1), einen Heilpädagogen (EM1), eine Anerkennungspraktikantin (EW2) und einen Jahrespraktikanten (EM2). Da es eine integrative KiTa ist, gibt es in seiner Gruppe ebenfalls Kinder mit Behinderungen, ganz viele heilpädagogische Angebote und vor allem eines: Zeit. Zeit, auf die Kinder einzugehen, Zeit, Kinder mal in den Arm zu nehmen, Zeit in Ruhe zu frühstücken, Zähne zu putzen, Geschichten zu lesen.

Die erste Woche sollte, ganz nach Berliner Modell, laaaaangsam anfangen, mit mir im Raum und beobachten und so. Ich saß ab Tag 2 die Stunde, die er da war, draußen. Bei anderen Mamas. Die schon früher mit der Eingewöhnung begonnen haben. Denn der Bursche hatte vor allem eines nicht: Angst, dass ich nicht wieder komme. Also ist er recht schnell losgeflitzt, hat gespielt, getobt und sich nur ab und an versichert, dass ich noch da bin. Tag 4 dann die erste “längere” Trennung, da ich die KiTa tatsächlich verlassen habe. Alleine. In einem Auto ohne Buben.

Woche 2 dann mit Frühstück. Und “Tschüss Mama!”. Eigenartiges Gefühl. Echt. Ich lasse meinen Sohn jetzt da- bei “fremden” Menschen (fremd= Menschen, die nicht ich oder der Kerl sind). Und die sind für ihn verantwortlich. Die passen auf ihn auf, trösten ihn, wenn er fällt und sehen, ob er genug isst und trinkt.

In Woche 3 bleibt er zum Mittagessen – insgesamt also von 8-12. Es gab dann doch die ein oder andere Träne beim Abschied- die aber in dem Moment, in dem ich den Raum verlasse schon wieder versiegt sind. Ich versuche den Abschied kurz und schmerzlos zu machen- nicht, dass er denkt, er müsste sich schlecht fühlen, weil er Spaß ohne mich hat. Würde ich länger bleiben, würde ich sicher weinen und das wäre dann für keinen gut.

EW1 ist sehr zufrieden mit seiner Entwicklung- und hat mir gesagt, dass es immer leichter ist, wenn Kinder und Eltern eine gute Bindung haben. Das, dass muss ich zugeben, hat mich dann doch stolz gemacht. Und, dass der Bube einfach schon total viel versteht, sich gut ausdrücken kann und sich ganz gut in die Regeln einfindet. Nur das Sitzenbleiben, das klappt noch so gar nicht.

Und wie der Bube versteht! Und wie er spricht- es ist Wahnsinn. 3 Wochen und hunderte, ungelogen hunderte!, von neuen Wörtern, Erzähl- und Spielstrukturen. Er scheint schon angekommen zu sein, in “seiner” KiTa und ist am Wochenende immer traurig, dass keine KiTa ist. Gestern durfte er nicht gehen, weil er Sonntag Abend etwas Fieber hatte (Zähne vermutlich) und wir sicher gehen wollten, dass er nicht krank wird. Was für ein Drama!

Meine KiiiiiiiiTaaaaaaaa! KiiiiiTaaaaa fahr´n!

Und dazu die dicken Krokodilstränchen, die die Wange runter laufen… armer kleiner Junge! Ja, er fühlt sich wohl und geht gerne hin.

Und was mache ich? Arbeiten, klar, dass bleibt. Aber der Kerl und ich- wir waren sogar schon einmal einen “schnellen” Kaffee trinken (weil wegen Arbeit und so). Und ich kann morgens Sport machen, also an Tagen, an denen ich nicht arbeite. Ich kann mal ein Museum besuchen, lesen, putzen, studieren. Alles ohne den Buben. Das ist schon irgendwie aufregend, so nach drei Jahren praktisch fast nie alleine. Es erleichtert mich, weil ich keine Angst mehr vor Donnerstagen haben muss, an denen meine Kräfte von der Woche schon aufgezehrt sind und ich so lange mit ihm alleine war, so dass ich oft (sehr oft) an meine Grenzen gestoßen bin und wir aus Überforderung gestritten haben.

Es macht mich aber auch traurig. Traurig, dass unsere Dienstage mit Brötchen-Holen und Schokosplitter aufs Brötchen vorbei sind. Traurig, dass unser Kaffee-im- Thermobecher-und-ab-auf-den-Spielplatz vorbei ist. Traurig, dass ich ihn nicht mehr einfach ins Tuch oder den Wagen packe und wir durch die Gegend ziehen. Ich habe so viel verpasst und so viel Negatives in der Zeit zugelassen und jetzt ist sie unwiederbringlich vorbei. Mein kleiner Junge ist jetzt ein großer Junge. Und ich sitze hier, heulend. ICH hätte die Eingewöhnung gebraucht.

Die Zeit ist vorbei. Eine neue, tolle Zeit bricht an. Diese Woche (Woche 3) habe ich das erste Mal die Wohnung ohne den Buben betreten. Vorher hatte ich mich verabredet, denn in die leere Wohnung zu kommen war undenkbar. Und dann ist der dieser Infekt. Und der Schlafmangel. Und ich bin einfach nach Hause gegangen. Bin über Spielzeug gestiegen und hab mich die zwei Stunden einfach ins Bett gelegt und geschlafen. Und kurz habe ich mich unendlich einsam gefühlt. Und dann war es gut. Es wird sicher schwanken, aber der Bube ist da gut aufgehoben und genießt seine Zeit dort- und ich kann in der Zeit etwas anderes machen. Ohne den Buben. Ohne den Kerl, der arbeitet. Ich. Das kann ja was werden!

Etwas, dass es mir viel leichter macht, meinen Jungen abzugeben ist, ihm ein wundervolles Frühstück mitzugeben. Ich steche Brot aus, mache Wraps (die er verschmäht hat, dabei isst er sie eigentlich recht gern), schneide Obst und Gemüse.  Besonders gut geht das mit Linzer-Keksausstechern, da er da sogar sehen kann, was auf dem Brot ist. Ich habe bei Xenos einfach ein billiges Set bestellt, in dem ich die Form des “Fensters” selber bestimmen kann- auf Dauer hätte ich aber gerne etwas qualitativ Hochwertigeres. Das nimmt morgens nicht so viel Zeit in Anspruch und mir hilft es, weil ich sicher sein kann, dass er sich freut, wenn die Brotdose öffnet. Im Laufe der Zeit wird da sicher noch einiges zum Repertoire dazu kommen, ich lese und gucke schon unheimlich viel nach “Bento-Boxen”.

Jeden Morgen bringe ich ihn also pünktlich hin, ziehe ihm seine Hausschuhe an, sage ihm, dass ich ihn liebe- und lasse ihn da. Und er ist merklich entspannter, fröhlicher und ausgeglichener. Großer Junge!

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